Wer seinen Lebensmittelpunkt nach Österreich verlegt, sollte sich frühzeitig mit einem der wichtigsten Themen auseinandersetzen: der Krankenversicherung in Österreich. Das Gesundheitssystem ist hervorragend ausgebaut, dennoch unterscheidet es sich in wesentlichen Punkten von dem deutschen System. Besonders für deutsche Auswanderer ist es wichtig, die Pflichten, Kosten und Optionen zu kennen – und zu verstehen, wie man sich richtig absichert.
Krankenversicherung in Österreich – Pflicht oder freiwillig?
In Österreich gilt eine Pflichtversicherung: Wer in Österreich lebt und arbeitet, ist automatisch über das System der gesetzlichen Krankenversicherung versichert – unabhängig vom Einkommen. Diese Pflichtversicherung umfasst nicht nur die Kranken-, sondern auch die Pensions-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung. Der Versicherungsschutz beginnt in der Regel mit dem Start des Arbeitsverhältnisses oder bei einer selbstständigen Tätigkeit mit dem Tag der Gewerbeanmeldung.
GKV-System ähnlich dem deutschen Modell – aber zentraler organisiert
Die Krankenversicherung in Österreich basiert auf einem einheitlichen System. Anders als in Deutschland gibt es nicht viele verschiedene Kassen, sondern einen Zusammenschluss in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Der Leistungsumfang ist vergleichbar mit deutschen gesetzlichen Kassen – von Arztbesuchen bis zu Krankenhausaufenthalten sind alle Basisleistungen abgedeckt.
Ein großer Vorteil: Der Verwaltungsaufwand ist gering, und man erhält relativ schnell medizinische Leistungen. Auch ein Arztwechsel ist unkompliziert, und es gibt – anders als in Deutschland – keine generelle Praxisgebühr.
Beitragshöhe und Abrechnung
Die Beiträge zur Krankenversicherung in Österreich werden anteilig vom Bruttolohn abgezogen. Der Gesamtbeitrag für die Sozialversicherung liegt bei ca. 18%, davon entfallen rund 7,65% auf die Krankenversicherung. Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich diese Beiträge. Selbstständige zahlen die Beiträge in voller Höhe selbst – diese berechnen sich nach dem Einkommen.
Wichtig: Auch wer nicht erwerbstätig ist (z. B. Rentner oder Hausfrau/-mann), muss sich freiwillig versichern, wenn keine Familienversicherung möglich ist. Der Mindestbeitrag zur freiwilligen Versicherung liegt derzeit bei ca. 460€ im Quartal (Stand 2024).
Private Krankenversicherung – sinnvoll oder nicht?
Eine private Krankenversicherung in Österreich ist zwar möglich, spielt im Vergleich zu Deutschland jedoch eine untergeordnete Rolle. Der Großteil der Bevölkerung ist gesetzlich versichert, viele entscheiden sich zusätzlich für eine private Zusatzversicherung – etwa für ein Einzelzimmer im Krankenhaus oder kürzere Wartezeiten bei Spezialisten.
Für deutsche Auswanderer kann eine private Zusatzversicherung sinnvoll sein, vor allem wenn man Wert auf Komfort, bessere Versorgung oder Wahlärzte legt. Diese Policen gibt es bereits ab ca. 50–100€ im Monat – abhängig vom Alter und Gesundheitszustand.
Krankenversicherung in Österreich bei Grenzgängern und Rentnern
Besondere Regelungen gelten für Grenzgänger – also Personen, die in Deutschland wohnen und in Österreich arbeiten oder umgekehrt. Hier kann je nach Situation entweder das deutsche oder das österreichische Versicherungssystem greifen. Auch für Rentner, die ihre deutsche Rente in Österreich beziehen, ist die Krankenversicherung in Österreich ein wichtiges Thema. In vielen Fällen bleibt man über die deutsche Krankenversicherung pflichtversichert, sollte sich aber frühzeitig bei der Krankenkasse und der Deutschen Rentenversicherung informieren.
Familienversicherung und Kinder: Was du wissen solltest
Gerade für Familien mit Kindern ist es wichtig zu wissen, dass es in Österreich ebenfalls eine kostenfreie Mitversicherung für Angehörige gibt – vergleichbar mit dem deutschen Modell. Ehepartner*innen ohne eigenes Einkommen und Kinder können unter bestimmten Voraussetzungen kostenlos über die Hauptversicherte Person mitversichert werden. Das gilt sowohl für Arbeitnehmer als auch für Selbstständige, sofern die Einkommensgrenzen eingehalten werden. Ein großer Vorteil: Auch für Kinder ist die Versorgung exzellent – regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, Impfprogramme und zahnärztliche Leistungen gehören zum Standard. Wer mit seiner Familie aus Deutschland nach Österreich zieht, kann sich also auf ein verlässliches Gesundheitssystem verlassen.
Auf der offiziellen der Website der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) gibt es noch weiterführend Informationen.
EU-Bürger profitieren – trotzdem keine automatische Weiterversicherung
Zwar gilt die EU-Verordnung 883/2004, nach der Versicherungszeiten in anderen Mitgliedsstaaten anerkannt werden – das bedeutet aber nicht, dass du als deutscher Auswanderer automatisch in Österreich versichert bist. Du musst dich aktiv bei der zuständigen Krankenkasse (meist ÖGK) melden und dort deine Versicherungspflicht klären.
Fazit: Frühzeitig informieren und absichern
Die Krankenversicherung in Österreich ist leistungsstark, aber kein Selbstläufer. Wer aus Deutschland auswandert, sollte sich aktiv mit der Versicherungspflicht, den Beiträgen und möglichen Zusatzversicherungen auseinandersetzen. Insbesondere für Selbstständige, Familien mit Kindern oder Rentner ist es wichtig, rechtzeitig Klarheit über die Absicherung im Krankheitsfall zu schaffen.
Unsere ausführliche Beitragsserie für deine Auswanderung nach Österreich:
- Informationen über Steuern und Abgaben in Österreich findest du in diesem Beitrag.
- Informationen über den Immobilienmarkt in Österreich findest du in diesem Beitrag.
- Informationen über Aufenthaltsgenehmigungen für Österreich findest du in diesem Beitrag.
- Informationen über den Arbeitsmarkt in Österreich findest du in diesem Beitrag.
- Informationen über ein Bankkonto in Österreich findest du in diesem Beitrag.
- Eine Übersicht zum allgemeinen Leben in Österreich findest du in diesem Beitrag.