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Steuern in Ungarn – Vorteile, Pflichten und Fallstricke für Auswanderer

Ein barockes Gebäude als Symbol für Steuern in Ungarn

Steuern in Ungarn – Vorteile, Pflichten und Fallstricke für Auswanderer

Steuern in Ungarn sind für viele deutsche Auswanderer ein zentrales Thema – insbesondere, wenn es um die Verlagerung des Wohnsitzes, die Gründung eines Unternehmens oder die Nutzung steuerlicher Vorteile geht. Ungarn gilt in Europa als eines der einkommenssteuerfreundlichsten Länder, doch was auf dem Papier einfach klingt, erfordert in der Praxis genaue Planung.

In diesem Beitrag erfährst du, wie das ungarische Steuersystem funktioniert, wer wirklich von einer Auswanderung profitiert, wie du Doppelbesteuerung vermeidest und welche Fehler du als Auswanderer unbedingt vermeiden solltest.

Steuern in Ungarn: Wann giltst du als steuerlich ansässig?

Die wichtigste Frage zuerst: Wann bist du in Ungarn steuerpflichtig?

Ungarn betrachtet dich als steuerlich ansässig, wenn du:

  • dich mehr als 183 Tage pro Kalenderjahr im Land aufhältst
  • oder deinen Lebensmittelpunkt (Wohnsitz, Familie, Einkommen) in Ungarn hast

Im Gegensatz zu Deutschland zählt nicht die formelle Anmeldung, sondern die tatsächliche Lebensrealität. Das bedeutet: Wer dauerhaft in Ungarn wohnt, dort lebt und wirtschaftlich aktiv ist, wird als ungarischer Steuerzahler betrachtet – unabhängig davon, ob man offiziell aus Deutschland abgemeldet ist.

🟡 Achtung: Wenn du in beiden Ländern Einkünfte oder Verbindungen hast, kann es zu einer sogenannten Doppelansässigkeit kommen – und damit zu Konflikten zwischen den Steuerbehörden.

Flat Tax auf Einkommen: 15 % – aber nicht für jeden gleich günstig

Die ungarische Einkommensteuer ist simpel: 15% pauschal auf alle Einkünfte – egal ob aus Arbeit, Selbstständigkeit, Miete, Dividenden oder Kapitalgewinnen. Das klingt attraktiv – und ist es auch. Aber:

  • ✅ Für Selbstständige mit mittlerem Einkommen (ab ca. 30.000€ im Jahr) sind die Steuern in Ungarn deutlich günstiger als in Deutschland
  • ✅ Für digitale Nomaden, die ihr Einkommen nicht nach Ungarn überweisen, kann es sogar zu kompletter Steuerfreiheit führen
  • ❌ Für Arbeitnehmer mit ungarischem Vertrag kommen zusätzliche Sozialabgaben (18,5%) und Pflichtversicherungen hinzu
  • ❌ Für kleinverdienende Rentner oder Teilzeit-Selbstständige ist der Vorteil geringer, weil die 15% ohne Freibetrag greifen

Welches Einkommen musst du versteuern?

Wenn du in Ungarn steuerlich ansässig bist, unterliegt dein gesamtes Welteinkommen der ungarischen Steuerpflicht – also auch:

  • Rente aus Deutschland
  • Einnahmen aus deiner Firma (auch wenn sie in einem anderen Land sitzt)
  • Mieteinnahmen oder Kapitalerträge
  • Kryptowährungsgewinne (unterliegen ebenfalls der 15%-Flat Tax)

Falls du jedoch nicht steuerlich ansässig bist (z. B. weil du weniger als 183 Tage in Ungarn verbringst und keinen Lebensmittelpunkt dort hast), musst du nur in Ungarn erzielte Einkünfte versteuern – etwa Mieten aus einer Immobilie vor Ort.

Unternehmer & Selbstständige: Was lohnt sich wirklich?

Für viele Unternehmer ist Steuern in Ungarn gleichbedeutend mit „Steuern sparen“. Doch Vorsicht: Nur wer sein Business sauber strukturiert, profitiert auch rechtlich sicher von den Vorteilen.

a) KATA-Modell (vereinfacht, aber eingeschränkt):

  • Pauschale Steuer von ca. 50.000 HUF/Monat (~130 €)
  • Nur für Einzelunternehmer ohne große Einnahmen
  • Seit 2022 nur noch für B2C-Einnahmen erlaubt (Privatkunden), nicht für Firmenkunden

✅ Günstig und einfach

❌ Für deutsche Unternehmer oder Dienstleister mit Geschäftskunden meist nicht mehr nutzbar

b) Klassische Selbstständigkeit oder GmbH:

  • 9% Körperschaftsteuer – niedrigster Satz in der EU
  • 15% Dividendensteuer (zuzüglich Sozialabgaben)
  • Möglichkeit der Holdingstruktur (z. B. zur Holdinggesellschaft in Ungarn mit Tochter in DE oder anderswo)

✅ Sehr attraktiv für skalierbare Geschäftsmodelle

❌ Steuerberatung dringend empfohlen – viele Details bei Auslandsverbindungen

Ungarn vs. Deutschland: Wo wird welches Einkommen besteuert?

Zwischen beiden Ländern gilt ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Es regelt, welches Land in welchem Fall das Besteuerungsrecht hat.

Beispielhafte Anwendung:

Einkommensart Besteuerung bei Steuerwohnsitz Ungarn
Deutsche Rente Besteuerung in Deutschland, Anrechnung in Ungarn möglich
Ungarisches Gehalt Voll steuerpflichtig in Ungarn
Einnahmen aus deutscher Firma Abhängig von Struktur – ggf. Besteuerung in DE & Ungarn
Mieteinnahmen in Deutschland Besteuerung in Deutschland, ggf. Anrechnung in Ungarn
Kapitalerträge (z. B. Dividenden) 15 % Flat Tax in Ungarn, evtl. Quellensteuer in DE anrechenbar

👉 Entscheidend ist, dass du in nur einem Land als steuerlich ansässig giltst – sonst wird es kompliziert. In der Praxis hilft eine offizielle Abmeldung aus Deutschland, ist aber nicht zwingend erforderlich, solange du keine Doppelansässigkeit erzeugst.

Steuererklärung & Fristen: Was erwartet dich?

In Ungarn musst du jährlich eine Steuererklärung abgeben, wenn du:

  • selbstständig bist
  • ausländisches Einkommen beziehst
  • Einkünfte hast, die nicht automatisch vom Arbeitgeber versteuert wurden

🗓️ Frist: i. d. R. bis zum 20. Mai des Folgejahres

🖥️ Online über das Portal der ungarischen Finanzbehörde „NAV“ (nur auf Ungarisch)

📌 Steuerberater oder zweisprachige Assistenten sind absolut zu empfehlen

Sind die Steuern in Ungarn wirklich ein Paradies?

Nicht für jeden. Ungarn ist kein Ort für illegale Steuervermeidung – das ungarische Finanzamt prüft bei größeren Vermögen oder Firmengründungen inzwischen sehr genau. ABER:

  • Für strukturierte Unternehmer mit klarem Setup ist Ungarn ein attraktiver Standort
  • Für digitale Nomaden mit non-dom-Einnahmen kann es in den ersten Jahren extrem effizient sein
  • Für Rentner mit deutscher Rente ist der Effekt begrenzt – da diese ohnehin in Deutschland besteuert wird
  • Für Remote-Worker mit deutschem Vertrag entsteht keine Ersparnis – sondern sogar Mehraufwand

Fazit: Steuern in Ungarn – große Chancen, klare Bedingungen

Steuern in Ungarn sind transparent, vergleichsweise niedrig und besonders für Selbstständige, Unternehmer und ortsunabhängige Erwerbstätige attraktiv. Doch echte Steuerersparnis entsteht nur, wenn du deinen steuerlichen Status klar definierst, sauber buchst und dich an die rechtlichen Rahmenbedingungen hältst.

Wer auf YouTube von „15% und fertig“ träumt, vergisst oft: Auch Ungarn will seinen Anteil – aber in vielen Fällen zu faireren Konditionen als Deutschland. Wenn du den Schritt ernsthaft planst, lohnt sich die Auswanderung nach Ungarn – nicht nur steuerlich, sondern auch strukturell.

Unsere ausführliche Beitragsserie für deine Auswanderung nach Ungarn:

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