Viele Auswanderer stellen sich dieselbe Frage: Wenn ich mich abmelde, was passiert dann mit meiner Steuerpflicht in Deutschland?
Die kurze Antwort lautet: Die Abmeldung beim Einwohnermeldeamt beendet zwar deine Meldepflicht, aber nicht automatisch deine Steuerpflicht. Entscheidend ist, welche Einkünfte du erzielst und wo du deinen steuerlichen Lebensmittelpunkt hast.
1. Unterschied: Meldepflicht vs. Steuerpflicht
- Meldepflicht: Mit der Abmeldung verlierst du deinen offiziellen Wohnsitz in Deutschland.
- Steuerpflicht in Deutschland: Bleibt bestehen, wenn du weiterhin Einkünfte in Deutschland erzielst oder dein Lebensmittelpunkt dort liegt. 👉 Ergebnis: Abmeldung = notwendige Bedingung, aber nicht hinreichend für vollständige Steuerfreiheit.
2. Unbeschränkte vs. beschränkte Steuerpflicht in Deutschland
Nach der Abmeldung unterscheidet das Finanzamt:
- Unbeschränkte Steuerpflicht: Wenn du einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hast. → Weltweites Einkommen wird in Deutschland besteuert.
- Beschränkte Steuerpflicht: Wenn du keinen Wohnsitz mehr in Deutschland hast, aber noch Einkünfte aus Deutschland erzielst. → Nur deutsche Einkünfte (z. B. Mieten, Pensionen, Betriebsstätte) sind in Deutschland steuerpflichtig.
| Art der Steuerpflicht | Wann greift sie? | Umfang |
|---|---|---|
| Unbeschränkt | Wohnsitz oder gewöhnlicher Aufenthalt in DE | Welteinkommen |
| Beschränkt | Kein Wohnsitz mehr, aber Einkünfte aus DE | Nur inländische Einkünfte |
3. Welche Einkünfte in Deutschland steuerpflichtig bleiben
Auch nach deiner Abmeldung können bestimmte Einkünfte weiterhin in Deutschland steuerpflichtig sein:
- Mieteinnahmen aus Immobilien in Deutschland
- Kapitalerträge aus deutschen Quellen (z. B. Depot in DE)
- Arbeitseinkommen, wenn du für einen deutschen Arbeitgeber in Deutschland tätig bist
- Renten/Pensionen aus deutschen Sozialkassen oder Beamtenversorgung
- Betriebsstätten-Einkünfte aus einem Gewerbe mit Sitz in DE
4. Doppelbesteuerung vermeiden
Nur weil Deutschland noch Einkünfte besteuern darf, heißt das nicht, dass du doppelt zahlen musst.
- Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) regeln, wie Einkommen zwischen Deutschland und deinem neuen Wohnsitzstaat verteilt wird.
- Zwei Methoden:
- Freistellungsmethode: Deutschland verzichtet, Besteuerung im Ausland.
- Anrechnungsmethode: Steuer im Ausland wird auf deutsche Steuer angerechnet.
👉 Praktischer Tipp: Lass dir in deinem neuen Wohnsitzstaat eine Ansässigkeitsbescheinigung ausstellen und beim deutschen Finanzamt einreichen.
5. Wegzugsbesteuerung: Ein spezielles Risiko
Wenn du wesentliche Beteiligungen an Kapitalgesellschaften hältst (z. B. GmbH-Anteile ab 1%), kann die Wegzugsbesteuerung greifen.
- Bedeutet: Deutschland tut so, als hättest du deine Anteile verkauft → fiktiver Gewinn wird besteuert.
- Lösung: Frühzeitige Steuerplanung, ggf. Gestaltungen wie Holding-Strukturen oder Ausnahmen (EU/EWR-Stundung).
👉 Hier findest du detaillierte Informationen zur Wegzugsbesteuerung
6. Substanz und Lebensmittelpunkt
Viele glauben, es reicht, „unter 183 Tagen“ in Deutschland zu sein. Das ist ein Mythos. Das Finanzamt prüft, wo dein Lebensmittelpunkt liegt:
- Wo lebt deine Familie?
- Wo hast du deine Wohnung?
- Wo führst du dein Geschäft?
- Wo verbringst du deine Freizeit?
👉 Wenn diese Faktoren weiterhin stark in Deutschland liegen, bleibst du unbeschränkt steuerpflichtig – selbst nach Abmeldung.
7. Praxisbeispiele
- Fall A: Freelancer zieht nach Portugal (NHR).
Abmeldung in DE, steuerliche Ansässigkeit in PT. Einnahmen aus PT werden dort besteuert. Einnahmen aus DE-Kunden → ggf. in DE steuerpflichtig. - Fall B: Investor mit Immobilien in Deutschland zieht nach Thailand.
Abmeldung in DE → beschränkte Steuerpflicht. Mieteinnahmen in DE bleiben steuerpflichtig, Auslandseinkünfte in TH → dort steuerfrei (Territorialbesteuerung). - Fall C: Unternehmer mit GmbH-Anteilen zieht in die VAE.
Abmeldung löst Wegzugsbesteuerung auf Anteile aus. Ohne vorherige Planung kann dies sechsstellige Steuerlast auslösen.
8. Checkliste: Steuerpflicht in Deutschland nach Abmeldung richtig regeln
- Abmeldung beim Einwohnermeldeamt durchführen
- Finanzamt informieren (ggf. letzte Steuererklärung abgeben)
- Ansässigkeit im Zielland nachweisen (Mietvertrag, Aufenthaltsgenehmigung, Steuerbescheinigung)
- Doppelbesteuerungsabkommen prüfen
- Mögliche Wegzugsbesteuerung beachten
- Inländische Einkünfte sauber deklarieren
Fazit
Die Abmeldung in Deutschland beendet zwar deine Meldepflicht, aber nicht automatisch die Steuerpflicht. Entscheidend ist, ob und welche Einkünfte in Deutschland anfallen und ob dein Lebensmittelpunkt wirklich ins Ausland verlagert wurde.
Mit der richtigen Planung, Nutzung von Doppelbesteuerungsabkommen und einem klaren Nachweis deiner Ansässigkeit im Ausland kannst du Doppelbesteuerung vermeiden und deine Steuerlast legal optimieren.
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